5.30 Uhr:
Der Dezember hat begonnen. Der Countdown ist angebrochen. Ab heute haben wir nur noch 23 Tage um alle Geschenke fertigzustellen, doch mithilfe meiner Wichtel werde ich das locker hinbekommen. Sonst klappt es ja auch immer, also werden die Kinder dieser Welt, wie jedes Jahr, ein schönes Weihnachtsfest erleben. Davon bin ich überzeugt! Das einzige, was die letzten Jahrhunderte anders war, ist die Tatsache, dass meine ganze Familie noch hier war, aber die sind ja alle weg. Was sie gerade tun?

Meine Frau hat sich von mir getrennt und ein neues Leben mit einem Jüngeren angefangen.
Franz ist seit Monaten mit seinem Goldfisch im Urlaub. Keiner von beiden hat mir bisher eine Postkarte geschrieben.
Michael ist Vorsitzender irgendeiner Organisation. Genaueres weiß ich auch nicht.
Meine Tochter Claudia dreht rund um die Uhr „wichtige“ Videos, um ihre Fans nicht zu enttäuschen.
Die einzigen, die mir geblieben sind, sind mein jüngster Sohn Junior, der mit den Folgen seines Hitzeschlags am Nordpol zu kämpfen hat und im Krankenhaus-Iglu liegt – bzw. in dem, was davon übrig ist – und meine Tochter Andrea, die in der Geschenkeabteilung hilft.

6.18 Uhr:
Frühstück

12.00 Uhr:
Mittagspause

14.39 Uhr:
Treffen mit dem Bundesfinanzwichtel (geplante Startzeit war 14.00 Uhr, aber er sprach zunächst nur von meiner Figur und dem Gerücht, ich sei Süchtig nach Zimtkeksen… unerhört!)

19.02 Uhr:
Abendbrot

21.00 Uhr:
Pünktlich Feierabend! Während die Wichtel in ihren Lebkuchenhäusern verschwinden, setzte ich mich vor den Fernseher, mit Zimtkeksen, was nicht bedeutet, ich sei süchtig. Sie schmecken einfach nur gut. Es läuft eine spannende Doku über die Osterhasen (was im Dezember ein äußerst seltenes Phänomen ist).

23.58 Uhr:
Ich verpasse das Ende der Doku und lege mich lieber schlafen. Als Weihnachtsmann sollte ich im Dezember immer früh schlafen gehen, weil es sonst zu Schlafmangel und Halluzinationen führen kann. Dies weiß ich jedoch seit Jahrzehnten zu vermeiden.